„ Krankengymnastik beim Hund „



Die Krankengymnastik ist beim Hund hierzulande noch sehr unbekannt.


In den USA und England dagegen, wird diese Form der Behandlung schon sehr häufig angewandt und das mit Erfolg.


Krankengymnastik setzt sich zusammen aus dem großen Gebiet der

Bewegungstherapie (Mobilisation, Kräftigung), der Elektrotherapie, der

Hydrotherapie (Wärme/Kälteanwendungen, Unterwassermassage und

Bewegungsbad) und den verschiedenen Massagearten und -techniken.


Der Hauptschwerpunkt der Krankengymnastik liegt in der Schmerzlinderung, dem Muskelaufbau bzw. dem Erhalt der Muskulatur, dem Bewusstmachen und dem Wiedererlernen von Bewegungen und in dem Erhalt und dem Wiedererlangen der Gelenkbeweglichkeit. Weiterhin kann man eine gute Vorarbeit für anstehende Operationen leisten und auch in der Nachbehandlung solcher, gute Erfolge erzielen.


 


Elektrotherapie


Grundsätzlich ist die Krankengymnastik bei allen Erkrankungen der Nerven, des Skelettsystems (z.B. Hüftgelenksdysplasie, Bandscheibenvorfall) und der Muskulatur einsetzbar und wirksam.


Damit Sie eine Vorstellung bekommen, wie eine krankengymnastische Behandlung beim Hund aussieht, möchte ich Ihnen von einigen Fällen aus der Praxis erzählen.


 


Igelballmassage


 


Fallbeispiel I:

 

„Lotte“, meine 8-jährige Rottweilerhündin (Röntgenbefund : schwerste Hüftgelenksdysplasie) hatte seit Ihrem 1. Lebensjahr Anlaufschmerzen, Probleme bei Wetterumschwüngen, teilweise eine leichte Lahmheit, geringe Belastbarkeit, stark verspannte Muskulatur und einen nicht unerheblichen Muskelabbau im betroffenen Gebiet (Oberschenkel).


Die Therapie gestaltete sich folgendermaßen.


Zuerst wurde überwiegend auf die Schmerzen eingegangen. Sie erhielt fast täglich eine Wärmeanwendung in Form von heißen Körnersäcken. Hierbei verringern sich die Schmerzen innerhalb weniger Minuten.


Außerdem eine lockernde Massage, um die Verspannungen und Verhärtungen in der Muskulatur zu lösen.

Da durch die lange Schonhaltung auch die Gelenkbeweglichkeit eingeschränkt ist, wurde durch verschiedene Mobilisationstechniken versucht, diese zu verbessern.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Muskelaufbau. Hier ist der Besitzer gefragt, der mit seiner Hündin ein kontinuierliches Ausdauertraining ausführen sollte.

Dazu eignet sich am besten das Laufen neben dem Fahrrad oder dem joggenden Besitzer. Das Training sollte 3 X die Woche auf sehr weichem Untergrund stattfinden und den Hund auf keinen Fall überlasten. Bei manchen Tieren reichen am Anfang eventuell schon 500 Meter und das wird mit der Zeit gesteigert.


Als Fazit kann man sagen, das „Lotte“ bis auf wenige Ausnahmen schmerzfrei ist und auch Ihre Belastbarkeit hat sich gesteigert. Momentan läuft Sie ohne Probleme neben dem Fahrrad und ist danach noch für ein kurzes Ballspiel zu haben.


Mit Ihren nun 8 Jahren ist eine Schmerzmedikamention nicht notwendig und eine Operation in weite Ferne gerückt.



Stangerbad


 

Fallbeispiel II:

 

Der 3-jährige Schäferhund „Hasso“ hat, laut Röntgenbild, eine schwere Hüftgelenksdysplasie beidseits und eine Dysplasie im rechten Ellenbogengelenk.


Während der Anamnese mit der Besitzerin, Frau Schuster und der Befundaufnahme stellte sich heraus, das „Hasso“ keine akuten Probleme im Hüftbereich hat, sondern eher die Ellbogen und der Schulterbereich betroffen sind. In diesem Bereich zeigt er eine leichte Lahmheit, erhebliche Muskelverspannungen und eine Bewegungseinschränkung. Die Kondition des Rüden ist sehr herabgesetzt und vor allem bei naß-kalten Wetter hat er Anlaufschmerzen und teilweise auch Schmerzen bei Bewegung.

Ein weiteres Problem ist ein aggressives Verhalten an der Leine bei Begegnungen mit anderen Hunden. Dieses Verhalten hat sich gesteigert und es stellt sich die Frage, ob es nur verhaltensbedingt ist oder seine Schmerzen mit eine Rolle spielen.

Durch eine sehr lange, fast unmerkliche Entlastung der Hinterbeine, wurden dementsprechend natürlich die Vorderbeine mehr belastet und eingesetzt. Dadurch hat sich das Krankheitsgeschehen mehr in den vorderen Körperteil verschoben.


Zur Schmerzlinderung setzte ich Massagen mit wärmenden Massagelotionen ein. Während einer Massage hat man dann zusätzlich noch den positiven Aspekt der Wärme- bzw. Hitzeeinwirkung.

Die Bewegungseinschränkungen sind zum einen durch verspannte Muskulatur entstanden, zum anderen durch die knöchernden Veränderungen im Gelenk.


Dieses ist eine Indikation, eine manuelle Mobilisation durchzuführen.


Passives Durchbewegen, Schüttelungen, Vibrationen, Zug und Gleitbewegungen mobilisieren das Gelenk, dehnen die geschrumpfte Gelenkkapsel und regen die Produktion von Gelenkschmiere an.



„Hasso“ lies sich die gesamten Behandlungsmethoden ohne Probleme gefallen und freute sich regelrecht auf jede Behandlungseinheit.


Außerdem wurde durch eine besondere Stromform eine Schmerzlinderung und eine Durchblutungssteigerung im Ellbogenbereich erzielt.

Frau Schuster setzte zu Hause die Wärmeanwendung fort, Sie machte mit „Hasso“ lockernde Übungen und setzte das Thera-Band zur Hüft- und Beinmuskelkräftigung ein.


„Hasso“ hat nie alle vier Beine gleich belastet, er schonte immer leicht seine Vordergliedmaßen, aber dennoch ist er fast schmerzfrei und kann mit regelmäßig angewandten, schmerzlindernden Therapieformen ein glückliches Leben führen.


Durch den Besuch einer guten Hundeschule mit sanften Ausbildungsmethoden bekam Frau Schuster die Aggressivität an der Leine in den Griff und „Hasso“ ist nun ein rundum ausgeglichener Hund geworden.



Hundekrankengymnastik ist kein Allheilmittel, aber es ist immer eine lohnende Unterstützung und bei einigen Erkrankungen kann man sogar eine vollständige Heilung erzielen.


Es sollte jeder Hundebesitzer, der seinen Hund liebt, auch diese Behandlungsmöglichkeit im Auge behalten und für seinen Vierbeiner in Erwägung ziehen.


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